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Pygmalion Nullpunkteins

By 18. October 2021 No Comments

Der von Welt und Frauen zurückgezogene Künstler Pygmalion formt sich in der klassischen Version des Stoffes bei Ovid seine perfekte Frau aus Elfenbein. Durch die Liebesgöttin Venus wird diesem später Galathea genannten Werk das Leben eingehaucht, wodurch auch die sexuelle Verbindung des Künstlers mit seinem Werk ermöglicht wird. Dieses zeitgenössische Tanzstück greift die in dieser Thematik steckenden Wünsche und Sehnsüchte auf: So folgt es dem Begehren nach einem double, einem einen selbst spiegelnden Gegenüber, einer oder eines Geliebten – und visiert nicht zuletzt auch das Verlangen an, sich selbst völlig zu verstehen und gänzlich verstanden zu werden.

Der Tanz saugt den ganzen Stoff auf – die Performerin Silke Grabinger nimmt alle Rollen ein, die des entsagenden Pygmalions, der erschaffenen Galathea sowie der vereinigenden Venus. Womit der Versuch unternommen wird, die Vermittlung der Liebesgöttin zu übergehen, – nicht mehr ihr obliegt es Objekt zu Subjekt machen. Anstelle dessen erschafft die Kombination aus dem musikalischen Geflecht der Orgelmusik Jeremy Josephs, dem Sounddesign und der Saxophonklänge Fabian Ruckers sowie der Choreografie Grabingers die Lebendigkeit des Kunstwerks. Indem die Liebesgöttin nicht mehr im Akt der Schöpfung, sondern bloß dem der Vereinigung zugegen ist, macht das Stück das radikale Glücksversprechen von Kunst geltend: gerade in der Entsagung von der Welt etwas wahrhaft Lebendiges zu schaffen, das wiederum in einer Vereinigung mit der Welt diese mit seiner Freiheit begeistet.

In Ovid’s classical narrative, the artist Pygmalion leads a withdrawn life. Secluded from women and the world, he carves the perfect woman out of ivory, later referred to as Galathea. Venus, the goddess of love, breathes life into Pygmalion’s sculpture, enabling a sexual connection between the artist and his work. This contemporary dance piece seizes the wishes and desires woven into the story. It follows the longing for a double, the counterpart that mirrors oneself, a lover. It follows the desire to fully understand oneself and to be fully understood.
The dance absorbs the entire material. The performer Silke Grabinger plays all roles, the renouncing Pygmalion, the created Galathea and the unifying Venus. This is an attempt to avoid Venus’s intervention – the object’s transformation to a subject is not her doing anymore. Instead, it is the combination of Jeremy Joseph’s organ music, Fabian Rucker’s sound design and saxophone tones and Grabinger’s choreography that brings life to the artwork. The goddess of love is now only present in the act of union rather than in the act of creation, which enables the piece to assert art’s radical promise of happiness: by living withdrawn from the world, something truly vivid is created. ‘It’, this something, then reunites with the world, delighting it with its freedom.

Credits:
SILK Fluegge & Festival KIRCH’KLANG.
Konzept/Performance: Silke Grabinger
Organist: Jeremy Joseph
Saxophon & Electronics: Fabian Rucker
Produktionsmanagement: Olga Swietlicka, Manon Chauveau, Christoph Haselböck
Dramaturgische Beratung: Ludwig Felhofer
Kostüm: Bianca Fladerer

Licht: Jürgen Pogats

Visuals: Marlene Reischl & Matthias Zauner
Fotografie: Meinrad Hofer 

Eine SILK Fluegge Produktion in Kooperation mit Festival KIRCH’KLANG (Künstlerische Leitung: Martin Haselböck). Unterstützt von Linz Kultur, Land Oberösterreich und BKA